Im Reiseführer stand: „Wer Machu Picchu nicht gesehen hat, hat Peru nicht gesehen.“
Nach 7 Wochen im Land machten wir uns auf zu dieser alten Inkastadt, die es über 400 Jahre geschafft hatte, im dichten Nebelregenwald nicht entdeckt zu werden.
Am Morgen des 11.04.2006 ging es in aller Frühe mit dem Zug von Cusco nach Aguas Calientes, ein kleines Dorf mitten im Urwald (benannt nach den dortigen heißen Quellen).
Um an Höhe zu gewinnen und aus dem Tal, in dem Cusco liegt, heraus zu kommen, hat der Zug viermal die Richtung gewechselt und ist, mit Umlegen einer Weiche, quasi im ZickZack den Berg hoch gekrochen. Hatte ich so noch nie erlebt.
Die Landschaft habe ich immer mal wieder mit kleinen Bemerkungen in meinem Tagebuch festgehalten:
„…Um viertel nach 6 fahren wir eng an ärmlich wirkenden Hütten vorbei. Alles sandig, ein verschmutzter Fluss, Häuser nur selten verputzt. Einige Hunde sind unterwegs, ein kleiner Welpe müht sich mit der hohen Stufe am Hauseingang ab. Neblig, aber doch sonnengeflutet dampft Cusco nun schon unter uns….Zweiter Richtungswechsel an einer Treppe, die links von uns steil hoch zu den am Hang liegenden Hütten führt…Schönes gelbes Haus mit zwei kleinen braunen Balkons, rote Blumen vor blauem Himmel. Ein toller Blick über Cusco, erkenne einige Gebäude. Kakteen im Wechsel mit Wildblumen. Kinder laufen über einen mit Müll übersähten Hügel. Und wieder in die andere Richtung. Kaum befestigte Wege, steinig, lehmiger Boden. Die Wohnungen ärmlich, wenn wir einen Blick hinein erhaschen, ist es kaum vorstellbar, dass hier auch Menschen leben. Hupend schleppt sich der Zug höher. Bei jedem erneuten Blick auf die Stadt lichtet sich der Nebel etwas mehr. Drei Schweine grasen oben am steilen Hang. Die Wege in den Dörfern sind selbst zu Fuss schwer begehbar, Autos..Fehlanzeige, gibt es wohl nicht. Und noch einmal Richtungswechsel. Nichtssagender Blick einer alten Frau am Eingang ihres Hauses. Distelgewächse, bunte Büsche und viele Blumen säumen die saftig grünen Hügel neben uns; Müll wegdenken und es wirkt idyllisch. Viele Hunde gibt es hier, einige bevölkern einen alten, herunter gekommenen Basketballplatz. Das leise Quietschen auf den Schienen wirkt wie Musik. Auf Mauern werden Kakteen gepflanzt, um sich vor Eindringlingen zu schützen. Ein Mann schleppt viel Schilf auf seinem Rücken an einem Strick nach Hause, während drei Hunde, an einer Mauer liegend, die Morgensonne genießen. Schulkinder in Uniform winken dem Zug zu…Die grünen Berge werden langsam freier von Häusern, vereinzelt kleine Waldstücke…Schön gemütlich, sich, so leicht schaukelnd, am Hang entlang zu schlängeln. Weit hinten, nach dem grünen Tal mit einigen braunen Häusern tronen verschneite, grau-weisse Gipfel. Ein tolles Bild! Ein Fluss durchschneidet in sanften Bögen die Wiesen, auf denen Pferde, Esel und Kühe, angebunden an einen Pfahl, grasen (so spart man sich Zäune)…Nun geht es durch tiefeingeschnittene Täler, Felspartien wechseln harmonisch mit begrünter Fläche. Links unter uns fließt rauschend der Rio Urubamba. Alpenatmosphäre, die Berge, die sich zu beiden Seiten erheben, passen nicht ins Fenster, der Blick wandert steil nach oben, bis er das fast wolkenlose Blau des Himmels erreicht….“
Nur einen Tag später sitze ich mit T-Shirt in der Morgensonne und genieße dieses wirklich atemberaubende Panorama. Nebel hängt in den umliegenden Tälern, ein wunderschönes, fast kitschiges Bild, wie die Sonnenstrahlen durchbrechen und die grünen Terrassen um den Sonnentempel in der Mitte der Anlage noch grüner wirken lassen. Frühstücke um etwa 7 Uhr mit Brot und Apfel…und der Blick allein macht daraus was sehr Besonderes…“